Beschreibung
Prolog
Gleich.
Gleich wäre es so weit.
Gleich würde der Tod endlich eintreten.
Es war der beste Augenblick.
Der Moment, auf den es ankam.
Der Moment, für den sich jedes Risiko lohnte.
Der Puls am Handgelenk war nicht mehr tastbar und selbst an der Halsschlagader war er kaum noch
wahrnehmbar.
Und doch holte sie noch einmal Atem. Sie hatte noch Kraft. Sie kämpfte noch. Einen verlorenen Kampf.
Und während das eine Herz sich langsam und unaufhaltbar seinem letzten Schlag näherte, trommelte das andere wild in seinem Rippenkäfig. Wie ein Vogel, der vergeblich versuchte, auszubrechen.
Es war dunkel im Zimmer. Das Licht, das mühsam unter dem Spalt der Tür durchkroch, und ein winziges indirektes Nachtlicht ließen kaum mehr als die verschwommenen Konturen der Anwesenden erahnen.
Gleich.
Gleich war es so weit.
Vor Aufregung zitternde Finger fühlten noch einmal an der seidenweichen und papierdünnen Haut des Halses entlang. Sie konnten keinen Puls mehr finden.
Und doch: Das tapfere Herz schlug noch. Wieder ein sich aufbäumender Atemzug. War es dieses Mal der Letzte?
Ungeduld überkam das aufgeregte Herz - war es nicht schon längst Zeit? War die Dosis zu gering gewesen?
Doch da war er. Endlich. Nach schier endlosen Sekunden riss sie Mund und Augen auf, die Pupillen bereits geweitet, und holte Luft. Dann sank sie zurück in das Kopfkissen, in dem ihr schmächtiger Körper viel zu klein wirkte. Langsam und kaum wahrnehmbar entwich der Atem zwischen ihren leicht geöffneten Lippen, die sich über den zahnlosen Kieferkämmen spannten.
Der letzte Atemzug.
Das flatternde Herz hüpfte und jubilierte.
"Du hast es verdient. Ruhe in Frieden." Sanft, unendlich sanft schloss seine Hand die Lider der kleinen Frau und trat einen Schritt zurück.
Seine Finger wanderten in die Taschen beidseitig der Hüfte und schlossen sich fest um die kühlen, kleinen Gegenstände darin, um das Zittern zu unterdrücken.
Als die Figur das Zimmer verließ, löschte sie das Licht und zog behutsam die Tür h