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»Sie haben Angst vor mir«, konstatierte sie tonlos.
Vorhin war ich mir einer unterschwelligen Gefahr bewusst gewesen, aber sobald das Eis aus ihren Augen verschwunden war, hatte sich das Gefühl in Luft aufgelöst. Sie verwechselte meine Unsicherheit mit Angst. Warum?
Ich wollte sie danach fragen, doch stattdessen entrannen mir Worte, für die ich mir am liebsten die Zunge herausgeschnitten hätte. »Du hast ausgesehen wie ein Engel.«
Ihre Augen weiteten sich vor sichtlicher Überraschung, bevor sie einen großen Schritt zurücktrat. Ihre Mimik erinnerte an eine steinerne Statue.
»Ich bin weder ein Engel noch eine Prinzessin«, zischte sie. »Und um eines klarzustellen, eine Hexe bin ich auch nicht.«
Was meinte sie damit? Was für ein merkwürdiges Selbstbild hatte diese junge Frau?
»Was bist du dann?«, wollte ich von ihr wissen.
Mit zwei Schritten stand sie wieder direkt vor mir. Ihr Atem strich kühl, jedoch angenehm, über die Haut an meinem Hals, während sie mit gequältem Blick zu mir aufsah.
»Ich, Liam, bin dein schlimmster Albtraum. Ein Monster. Und du solltest so viel Abstand zu mir halten, wie es dir nur möglich ist.«
War das hier so etwas wie eine schräge Abfuhr? Trotz der Kränkung, die ich überraschenderweise empfand, war mein Name aus ihrem Mund wie eine Liebkosung, ein Locken.
Verlegen wich ich ihrem Blick aus. Eigentlich sollte ich jetzt einen Schritt zurücktreten oder mich bei ihr entschuldigen und diesen Raum verlassen, doch irgendetwas trieb mich dazu, mich weiter nach vorn, näher zu ihrem blumigen Duft hinunter zu lehnen.
»Was ist, wenn ich das nicht will, Valea?« Ihren Vornamen hatte ich heute Vormittag auf der Liste der Kursteilnehmer gefunden. Diese Worte aus meinem Mund waren mir ebenso unbekannt wie die raue, kehlige Stimme, die sie ausgesprochen hatte.
