Arten der Spannungserzeugung beim Schreiben
Spannung weckt bei Leser:innen Neugier auf die Beantwortung offener Fragen im Verlauf der Handlung. Sie führt dazu, dass das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt werden kann, da man wissen möchte, wie sich die Ereignisse auflösen.
Um dieses Gefühl hervorzurufen, können verschiedene Arten von Spannung eingesetzt werden:
- Erwartungsspannung
Leser:innen wissen mehr als die Protagonist:innen und fiebern mit, ob eine erwartete Situation eintritt. Beispielsweise laufen Personen durch ein verlassenes Haus, während im oberen Stockwerk Gefahr auf ihn lauert. Dieses Mittel kommt häufig in Thrillern oder Horrorromanen zum Einsatz.
Schreibtipps für dich
Lass dein Publikum wichtige Informationen vor der Hauptfigur erfahren. Nutze kurze, drängende Sätze. So werden die Zeit, die bis zur Enthüllung der Katastrophe verbleibt, und der damit verbundenen Druck spürbar.
- Neugierspannung
Leser:innen kennen das Rätsel, aber nicht dessen Antwort. Die Zusammenhänge der Geschichte werden erst mit der Zeit aufgedeckt, wodurch eine Person zum Weiterlesen gezwungen wird. Diese Art der Spannung funktioniert besonders in Krimis und Mystery-Romanen gut, da Informationen absichtlich zurückgehalten werden. Die Antworten auf folgende Fragen können beantwortet werden, wonach sich mit der Zeit die Puzzleteile zusammenfügen:
Welches Geheimnis will sie lüften?
Warum zieht es ihn an diesen Ort?
Was treibt die beiden an, und was verbergen sie?
Schreibtipps für dich
Offenbare nicht alle Antworten auf einmal. Streue stattdessen scheinbar widersprüchliche Hinweise und lasse die Leser:innen selbst Theorien entwickeln. Indem du gezielt Spannung aufbaust, hältst du das Interesse der Leser:innen aufrecht – je länger gerätselt werden muss, desto stärker der Sog in deiner Geschichte.
3. Konfliktgetriebene Spannung:
Diese Art von Spannung entsteht, wenn Figuren unterschiedliche Ziele, Werte oder moralische Grenzen haben. Sie stehen sich dabei nicht nur gegenseitig im Weg, sondern kämpfen auch mit ihren eigenen Überzeugungen. Diese Spannungsart findet vor allem in Dramen und Thrillern Anwendung.
Schreibtipps für dich
Lass deine Figuren nicht nur gegen äußere Einflüsse kämpfen, sondern auch gegeneinander. Konflikte sind ein zentrales Mittel, um Spannung zu erzeugen – besonders dann, wenn Figuren sich mit widersprüchlichen Überzeugungen auseinandersetzen müssen.
Spannung erzeugt emotionale Bindung. Sie kann durch äußere Umstände für deine Romanfiguren wie Hindernisse (z.B. ein Wettlauf gegen die Zeit, ein Mordfall) sowie innere Spannungen (z.B. ein moralisches Dilemma oder widersprüchliche Gefühle) entstehen.
Charakterentwicklung gezielt einsetzen
Spannung entsteht nicht nur durch äußere Hindernisse, sondern auch durch tiefgründige Figuren, die Leser:innen emotional mitreißen. Um mitzufiebern, müssen Leser:innen nicht nur wissen, was die Hauptfigur erreichen will – sie müssen auch ihre inneren Konflikte und Zweifel nachvollziehen können.
- Vielschichtige Charaktere fesseln den Leser
Perfekt ist langweilig. Interessanter sind Figuren, die Fehler machen, mit inneren Widersprüchen kämpfen und sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln. Ihre Schwächen und Ängste machen sie greifbar – und ihre Erfolge umso mitreißender. - Antagonisten als treibende Konfliktkraft
Starke Gegner:innen machen die Geschichte dynamisch. Sie sollten nicht bloß als Hindernis dienen, sondern eigene Ziele und Überzeugungen haben. Durch die geschickte Inszenierung von Konflikten kannst du Spannung aufbauen und Leser:innen tiefer in die Geschichte ziehen. - Zwiespalte durch zwischenmenschliche Spannungen schaffen
Nicht nur Feindschaften, sondern auch Freundschaften und Loyalitätskonflikte tragen zur Spannung bei. Was passiert, wenn ein Verbündeter plötzlich eigene Pläne verfolgt? Oder wenn die Hauptfigur vor einer Entscheidung steht, die ihre Beziehungen auf die Probe stellt?
Eine starke, glaubwürdige Charakterentwicklung sorgt dafür, dass Leser:innen mitfühlen und mitleiden. Je konkreter und bildlicher der Herzenswunsch der Hauptfigur also dargestellt wird, desto leichter fällt es, diese Sehnsucht nachzuvollziehen. Ein klares Ziel und starke Motive, die gestellten Hindernisse zu überwinden, schaffen eine tiefere Verbindung. Durch gezielte Wortwahl und bildhafte Beschreibung werden Emotionen wie Unruhe, Erwartung und Nervenkitzel erzeugt.
Bildsprache steigert Immersion
Bildsprache macht die Spannung für Leser:innen spürbar, anstatt sie lediglich zu benennen und nutzt Sinneseindrücke, um eine entsprechende Atmosphäre zu erzeugen. So kann die Beschreibung sensorischer Eindrücke wie Geräusche, Gerüche und Haptik eine tiefere Immersion erzeugen. „Ein Haus in der Natur“ ist beispielsweise weniger bildlich als „ein Cottage in der hügeligen Landschaft Schottlands“ – oder „ein Cottage mit Kräutergarten und Blick aufs Meer, in idyllischer, hügliger Landschaft an der Küste Schottlands“.
Gezielte Wortwahl für spannende Geschichten
Die Technik gezielter Wortwahl kann angewandt werden, um Spannung in eine Geschichte zu bringen und Leser:innen tiefer in der Szene versinken zu lassen. Beispielsweise durch etwas oder jemanden, der die Hauptperson daran hindert, ein Ziel zu erreichen:
„Er streckte die Hand nach der Tür aus – nur noch ein Schritt, und er wäre in Sicherheit. Doch plötzlich legte sich ein kalter, unsichtbarer Griff um sein Handgelenk, hielt ihn mit unnachgiebiger Stärke zurück.“
Widersprüche und Hindernisse als Spannungsbogen
Eine fesselnde Geschichte entsteht nicht nur durch das gesetzte Ziel der Protagonist:innen und aufkommende Hindernisse, sondern vielmehr durch die Art, wie sie erzählt wird. Spannung entfaltet sich in den bildlich beschriebenen Momenten der Unsicherheit und in von Konflikten geprägten Situationen. Setze gezielt Erwartungen, Rätsel und Kontraste ein, um deine Leser:innen in den Bann zu ziehen. Denn am Ende ist es nicht nur die Handlung, die sie mitfiebern lässt – sondern die Art, wie du sie durch spannendes Schreiben spürbar machst.
Timing beim Schreiben spannender Geschichten
Ein weiterer Schlüssel zur Spannung ist das Timing. Setze Wendepunkte und Überraschungen geschickt ein. Ein unerwarteter Plot-Twist kann die gesamte Perspektive auf die Geschichte verändern und die Neugier wecken. Achte darauf, dass die Auflösung der Konflikte nicht zu früh erfolge; damit dein Publikum bis zur letzten Seite gespannt bleibt.
Dialoge als Stilmittel beim Schreiben
Zusätzlich ist der Einsatz von Dialogen ein wirkungsvolles Mittel, um die Dynamik zwischen den Charakteren zu verdeutlichen. Gut geschriebene Gespräche können nicht nur Informationen vermitteln, sondern auch Emotionen transportieren und die Spannung erhöhen. Lass die Worte der Charaktere lebendig werden, indem du ihre individuellen Stimmen und Stile berücksichtigst.
Fazit
Schließlich ist die Atmosphäre, die du schaffst, entscheidend. Ob düster und geheimnisvoll oder hell und hoffnungsvoll – die Stimmung deiner Geschichte beeinflusst, wie die Leser:innen sich fühlen und wie sie auf die Ereignisse reagieren. Nutze Beschreibungen, um Bilder im Kopf der Leser:innen zu erzeugen, und spiele mit Sinneseindrücken, um die Szenen greifbar zu machen.
Indem du all diese Elemente meisterhaft kombinierst, schaffst du eine Geschichte, die nicht nur unterhält, sondern auch berührt und zum Nachdenken anregt. So wird dein Werk zu einem unvergesslichen Lese-Erlebnis.